25. Juli 2022
Roland Frey war vor 13 Jahren bei der Geburt von AGILean dabei
Die Wette gilt!
Agiles arbeiten hat die Karriere von Roland Frey total geändert.
13 Jahre ist das her: Links Roland Frey vor dem Agile Result Board, in der Mitte das Innenleben der regierenden Kopfstütze, rechts die Informationszentrale, das Stage Result Board.
Roland Frey war einer der Protagonisten bei der «Geburt» von agilean vor 13 Jahren (siehe vorheriger Blogartikel), damals bei Johnson Controls zuständig als Face to Customer für BMW mit einem Team aus 11 Mitarbeitern.
Das Team hatte die Aufgabe eine «riact Kopfstütze» zu entwickeln, die im Crash im Millisekundenbereich nach vorne springt und so ein Schleudertrauma verhindert.
Die Projektsituation war kritisch, eigentlich «Fünf nach Zwölf». AGILean hat nochmals nachgefragt, wie Roland Frey diese Zeit erlebt hat.
AGILean: «Wie war das damals für dich, und wie hat dich diese erste Begegnung mit der agilean Methode geprägt?»
Roland Frey (RF): «Ganz entscheidend. Das hat sogar meine Berufslaufbahn geändert. Ich war damals Produktverantwortlicher, hatte täglich 80 Mails, ein Team von 11 Mitarbeitern, ein wöchentliches Treffen mit dem Kunden, und irgendwie hing alles in der Luft. Da kam Heinz (Erretkamps) zu mir und meinte, wir sollten es unbedingt mit der agilen Arbeitsweise versuchen. Es war unglaublich, wie plötzlich Ruhe durch die agilen Strukturen einkehrte, allein schon durch die kurzen Dailies. Teams sind immer unterschiedlicher Prägung, jeder konnte sich nun an diesen Strukturen festhalten. Durch die Visualisierung wurde die Komplexität überschaubar. Heinz hat unsere Motivation noch zusätzlich angestachelt, indem er mit uns wettete, dass wir bis zum nächsten Sprint in zwei Wochen nicht alle Ziele erreichen könnten. Damit appellierte er an den Ehrgeiz jedes Einzelnen. Die Begeisterung im Team wuchs von Tag zu Tag, das Arbeiten war entspannt und machte einfach Freude. Ja, wir fingen sogar an, unsere Sitzungen zu zelebrieren, machten aus ihnen Rituale oder meinetwegen «Events» mit Obst und Süßigkeiten, die unsere indischen Kollegen beisteuerten. Klar, dass wir unsere Wette auch gewonnen haben. Denn durch das strukturierte Arbeiten konnten wir viel besser liefern, jeden Tag, Sprint für Sprint. Dadurch machten wir einen großen Sprung nach vorne.»
AGILean: «Der Erfolg kam also mit der Freude an der Arbeit. Dann könnte man diese menschenzugewandte agilean Methode auch als innere Einstellung, als Philosophie bezeichnen?»
RF: «Ja, mehr eine Philosophie mit konkreten Vorgaben zum Festhalten. Eine Philosophie, Menschen zu begeistern und zu motivieren, anstatt sie zu stressen. In einem Stressmodus kann der Mensch nicht kreativ werden. Starre Zielvorgaben sind wenig nützlich. Denn auf dem Weg zum Ziel kann sich vieles anders entwickeln, so dass man entspannt auch auf neue Situationen eingehen kann. Ein aktuelles Beispiel ist vielleicht der Ukrainekrieg. Mit dem hat niemand gerechnet, aber man muss ebenso auf diese unvorbereitete Situation eingehen. Bei einer entspannten Arbeitsweise kann ich auch am besten auf neue Umstände auf dieser Reise reagieren. Man könnte sagen: «Der Weg ist das Ziel.»
AGILean: «Agiles Produktmanagement ist ja momentan in aller Munde?»
RF: «Manche interpretieren das falsch, denn Flexibilität ist nicht gleich agiles Arbeiten. Dazu gehört auch der innere «Mindshift». Die Ruhe erfolgt durch die Strukturen, die täglichen und wöchentlichen Rituale fördern den Spaß an der Arbeit, und die liefert die wirkungsvollsten Resultate.»
AGILean: «Was war eigentlich damals euer Wetteinsatz?»
RF: «Ein Buch, das Heinz, entweder in Englisch oder in Deutsch, an alle im Team damals verteilt hat: «Getting things done» von David Allen. Danach arbeite ich noch heute. Ich habe damals vor 11 Jahren bei Johnson Controls beim nächsten Großauftrag, einen gesamten Bereich zu «anglisieren», meine Laufbahn als Agile Coach begonnen und das nie bereut. Als Agile Coach arbeite ich noch heute für eine große Versicherung, zurzeit für sieben Teams. Denn Spaß an der Arbeit bringt einfach die besten Resultate.»
AGILean: «Danke Roland für das interessante Gespräch. Wir freuen uns schon auf unser nächstes!»
Der Wetteinsatz: «Getting things done», links die englische, rechts die deutsche Ausgabe. Erhältlich im Buchhandel und bei Amazon.